Kleidung für alle Fälle - mit Merinowolle voll im Trend
Ob in eisiger Kälte oder bei strahlendem Sonnenschein, mit einem Kleidungsstück aus Merinowolle ist man immer bestens angezogen. Der Alleskönner unter den Textilien überzeugt im Alltag genauso wie beim Sport. Wie kann es aber sein, dass ein Stoff so vielseitig einsetzbar ist? Diese Frage und anderes Wissenswertes über Merinowolle erfahrt ihr im Folgenden.
Der Allrounder Merinowolle
Ob im Alltag oder beim Sport, ob an heißen oder kalten Tagen: Mit einem Shirt aus Merinowolle ist man immer richtig angezogen. Aber warum ist das so? In diesem Beitrag wollen wir euch die Eigenschaften der Merinowolle etwas näherbringen und neben Pflegetipps auch technische Hintergrundinfos liefern.
Was macht die Merinowolle so einzigartig?
Bekannt sind Kleidungsstücke aus Merinowolle vor allem dafür, dass sie nicht kratzen, die Körpertemperatur regulieren, antibakteriell und atmungsaktiv sind. Außerdem neutralisieren sie schlechte Gerüche, halten uns im Winter warm und kühlen uns im Sommer. Nicht zu vergessen ist, dass sie die Passform und Farbe beibehalten, vor UV-Strahlung schützen, schwer zu entzünden sind und durch ihr Wollfett Lanolin, Wasser und Schmutz abweisen. Auf die wichtigsten Eigenschaften wollen wir ein bisschen genauer eingehen.
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Warum kratzt Merinowolle nicht?
Die Fasern der Merinowolle bestehen - wie andere Wollfasern oder auch unsere Haare, aus dem Protein Kreatin. Das Besondere an Merinowolle: sie ist wesentlich feiner. Das bedeutet, dass sie eine viel geringere Faserdicke aufweist. Man spricht hier von 16,5-24 Mikron. Dabei entspricht 1 Mikron einem Mikrometer, was 1/1000 Millimeter ist. Merinowollfasern sind somit halb so dick wie die Fasern herkömmlicher Schurwolle. Durch die geringe Dicke krümmen und kräuseln sich die Fasern bei der Berührung mit der Haut, sie passen sich also an, und kratzen daher nicht.
Im Winter wärmt ein Merinoshirt, im Sommer hat es eine kühlende Wirkung - wie ist das möglich?
Ihre Isolierfähigkeit erhält die Wolle dadurch, dass der Luftbestandteil ca. 85% des Gesamtvolumens einnimmt. Das passiert, weil die dünnen, leichten Fasern so locker aufeinanderliegen. Dabei bilden sich Luftkammern. Diese Luftkammern können Wärme sehr schlecht leiten und lassen sie nicht nach außen dringen. Somit bleibt uns die Wärme erhalten. Das klingt plausibel, wie aber kann etwas, dass uns wärmt, gleichzeitig auch kühlend wirken? Die Merinowolle isoliert nicht nur in die eine Richtung, sondern auch gegen warme Umgebungsluft. Die Wollfasern können Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf binden und diese schnell ins Faserinnere transportieren. Dabei können sie bis zu 1/3 ihres Trockengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen. Ist es also sehr warm um uns herum, sorgt die Umgebungsluft dafür, dass die Feuchtigkeit an der Außenseite der Kleidung verdunstet – es ist, als würde die Kleidung für uns schwitzen.
Merinowolle > Deo? Wie neutralisiert Merinowolle schlechte Gerüche?
Damit der von uns abgegebene Schweiß anfängt unangenehm zu riechen, brauchen die körpereigenen im Schweiß enthaltenen Bakterien ein feuchtes Klima. Erst dort können sie sich vermehren und ihren typisch säuerlichen Geruch erzeugen. Da die Merinowolle Feuchtigkeit schnell von unserem Körper wegtransportiert und an der Oberfläche der Kleidung verdampft, verhindert die Wolle das Entstehen dieses feuchten Klimas unter der Kleidung. Dadurch riecht sie weniger schnell und trocknet gleichzeitig in höherer Geschwindigkeit.
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Die richtige Mischung machts!
Bei all den Vorteilen, darf aber auch nicht vergessen werden, dass es auch ein paar kleine Haken gibt. Durch ihre Feinheit sind die Fasern nicht so robust wie die dickeren Schurwollfasern.
Daher versuchen einige Hersteller diesen Eigenschaften entgegenzuwirken. Die Lösung dabei ist, eine Mischung verschiedener Gewebearten.
Bei der Kombination mit Kunstfasern aus natürlichen Zellstoffen setzen Hersteller auf Modal, Elasthan oder Lyocell.
Durch Modal (ein Stoff aus Buchenholzzellulose) fühlen sich die Stoffe weicher an, da die Oberfläche der Buchenholzzellulose wesentlich glatter ist als die der Merinowolle. Mischt man Elasthan bei, wird die Kleidung widerstandsfähiger. Außerdem verleiht es der Kleidung einen stretchenden/dehnenden Effekt. Durch den Mix mit Lyocell, einer Faser aus Bambusholz, bekommt die Merinowolle einen zusätzlich kühlenden Effekt und eine höhere Strapazierfähigkeit und Langlebigkeit. Diese Gewebemischung erkennt ihr z.B an der Markenbezeichnung Tencel®-Merino.
Auf die richtige Pflege kommt es an
Um möglichst lange alle Eigenschaften beizubehalten, gilt es, auf, die richtige Pflege zu achten. Dabei ist das bei Merinokleidung gar nicht so kompliziert:
Bei 30-40°C lassen sich die Kleidungsstücke problemlos waschen. Es sollte KEIN Weichspüler oder Bleichmittel benutzt werden. Am besten wird ein Wollwaschmittel OHNE Protease verwendet. Protease ist ein Enzym, das die Merinowolle „frisst“ und zu unschönen Löchern in der Kleidung führt. Soll das Merinoshirt auf einer Tour gewaschen werden, kann bedenkenlos herkömmliches Shampoo verwendet werden. Wie immer gilt, es, Helles und Dunkles zu trennen und bedruckte Shirts, auf links zu drehen. Am besten trocknet die Kleidung ohne Trockner! Weil Wolle gerne fusselt, empfiehlt es sich, auch Kleidung aus Merinowolle ab und zu mit etwas raueren Produkten wie Jeanshosen zu waschen, damit die Fussel „abgeschmirgelt“ werden.
Wer ist denn überhaupt zuerst auf das Merinoschaf gekommen?
Ursprünglich lebten diese besonderen Schafe in der nordafrikanischen Hochebene. Genauer gesagt im Atlasgebirge. Durch die dort vorherrschenden extremen Wetterbedingungen war das Schaf gezwungen sich anzupassen. Um die Temperaturschwankungen von -20 bis +35°C. aushalten zu können, veränderte sich vor allem das Fell und damit die Wolle der Merinoschafe. Als Nomaden gelangten die Merinoschafe nach Spanien, wo erstmals ihre Wolle entdeckt und verwendet wurde. Heutzutage ist Australien der Merinowolle-Hauptlieferant. Doch auch in Afrika, Spanien, Neuseeland, Südamerika und Deutschland sind die Tiere mittlerweile zu Hause.
Die Schattenseite - Mulesing
Leider hat die Wolle dieser Schafrasse aber auch eine Schattenseite: Um den Wollertrag zu steigern, wurden Merino-Schafe so gezüchtet, dass sich bei ihnen starke Hautfalten bilden. Diese Hautfalten (vor allem im Bereich unterhalb des Schwanzes) nutzt eine spezielle Fliegenart zur Eiablage. Die Fliegenmaden fressen sich nach der Schlüpfung in Haut und Unterhaut und können so schwere Infektionen verursachen, die für viele Merino-Schafe tödlich enden.
Besonders in Australien, aus dem der Großteil der weltweit verarbeiteten Merino-Wolle stammt, ist die Schaf-Schmeißfliege weit verbreitet. In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts entdeckte der Schafzüchter John H. Mules durch Zufall (er entfernte versehentlich beim Scheren eines Schafs eine Hautfalte unterhalb des Schwanzbereichs), dass Schafe, die in diesem Bereich keine Hautfalte und damit auch keine Wollbehaarung besaßen, wesentlich seltener von Fliegen befallen wurden. Nach dieser Entdeckung entwickelte er das nach ihm benannte Mulesing-Verfahren, bei dem den Lämmern ohne Betäubung -und meist auch ohne Nachbehandlung- eine Hautfalte unterhalb des Schwanzes entfernt wird.
In vielen Ländern ist Mulesing aus Tierschutz-Gründen mittlerweile verboten u. a. Neuseeland. In Australien gibt es derzeit nur ein freiwilliges Verbot. In Südamerika, Südeuropa und Südafrika ist Mulesing nicht nötig, da es dort die problematische Fliegenart nicht gibt.
Die Wolle, der bei uns im Shop erhältlichen Merino-Produkte, ist zertifiziert und garantiert mulesing-frei.