Baumwolle ist aufgrund ihrer positiven Materialeigenschaften die weltweit am häufigsten bei Bekleidung eingesetzte Naturfaser. Hautfreundlich, atmungsaktiv und stark saugfähig bieten Kleidungsstücke aus hochwertiger Baumwolle einen hohen Tragekomfort und sind gleichzeitig langlebig, robust und pflegeleicht. Aufgrund der Robustheit der Faser können Gewebe aus reiner Baumwolle am Ende ihres Lebenszyklus oft recycelt werden. Baumwollstoffe, die sich nicht mehr für das Recycling eignen, können problemlos entsorgt werden, da Baumwolle -im Gegensatz zu Kunstfasern- zu 100% aus Zellulose besteht und damit biologisch abbaubar ist.
Obwohl dieses Material sehr viele positive Eigenschaften aufweist, hat es doch auch einige gravierende Nachteile. Neben funktionellen Nachteilen wie einer langen Trocknungszeit und einem hohen Gewicht im nassen Zustand, liegen die Hauptnachteile vor allem im Bereich des konventionellen Baumwollanbaus und dessen negativen Auswirkungen auf Menschen und Umwelt in den Anbauländern. Hauptproblem ist vor allem der äußerst hohe Wasserbedarf (laut WWF bis zu 11.000 Liter für 1 kg Baumwolle) im Anbau, der hauptsächlich auf die ineffiziente Bewirtschaftung der Felder (Bewässerung oft durch Flutung) zurückzuführen ist. Daneben ist auch der, im konventionellen Anbau erforderliche, großflächige Einsatz von chemischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, sowie der Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut problematisch.
Anders als konventionell angebaute Baumwolle, kommen im Bio-Anbau weder genetisch verändertes Saatgut noch künstliche Düngemittel zum Einsatz. Bio-Baumwolle wird in Mischkulturen mit Fruchtfolge angebaut, um das Auslaugen der Böden zu verhindern. Durch die Düngung mit natürlichen Düngemitteln wie beispielsweise Mist oder Kompost wird der Humusanteil im Boden erhöht. Biologisch bewirtschaftete Baumwoll-Felder haben dadurch gegenüber konventionell bewirtschafteten Feldern ein höheres Wasserrückhaltevermögen, so dass sie größtenteils ohne künstliche Bewässerung auskommen.
Durch den Verzicht auf Monokulturen im Bio-Anbau erübrigt sich für die Bauern auch der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel, da Fruchtfolge und Mischkulturen helfen, auf Baumwolle spezialisierte Schädlinge zu reduzieren. Zur Schädlingsbekämpfung werden nur natürliche Mittel eingesetzt, die oft von den Bauern selbst hergestellt werde können. Unkrautbekämpfung und Ernte erfolgt in Handarbeit. Auch wenn der biologische Anbau von Baumwolle mit deutlich mehr Arbeitsaufwand für die Bauern verbunden ist, lohnt er sich dennoch: zum einen durch den Erhalt und Schutz der natürlichen Lebensgrundlage von Menschen und Tieren, zum anderen auch durch die größere Unabhängigkeit von Agrochemie-Konzernen und Banken.